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Die Rettung der Bisons

Beitrag aus "Abenteuer Nationalpark", Stand 2016

Bison. Badlands-NP. Foto: CO. Bison. Badlands-NP. Foto: CO.

Gut 150 Jahre nach der Fast-Aurottung bevölkern wieder grosse Bisonherden geeignete Schutzgebiete wie den Badlands-Nationalpark und private Bisonfarmen
Die Besiedelung des amerikanischen Westens ist eines der tragischsten Kapitel in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Nur selten in der jüngeren Menschheitsgeschichte wurde ohne wirtschaftliche Notwendigkeit eine derartige Zerstörung von Kultur- und Naturschätzen betrieben. Teile der Prärien, aus denen die einheimische Bevölkerung gnadenlos vertrieben und die natürliche Tierwelt wie Bisons, Gabelböcke und Wölfe weitgehend ausgerottet wurden, sind nach heutigen Maßstäben schlecht nutzbar und immer noch sehr dünn besiedelt. Andere Teile des Lebensraumes der Indianer wurden als Truppenübungsplätze, Atomtestgebiete oder Müllhalden missbraucht.
Solche Überlegungen aber waren den westwärts drängenden Siedlern im 19. Jahrhundert fremd – sie waren überzeugt, auf unermessliche Vorräte an Land, Wild und anderen natürlichen Ressourcen gestoßen zu sein, die man nur ausbeuten müsse. Hielt man die Ausrottung der allgegenwärtigen Bisons damals schlichtweg für unmöglich, so war das Schicksal der Prärie-Indianer den Siedlern und der US-Regierung – bei wohlwollender Betrachtung – gleichgültig. Andere Autoren gehen davon aus, dass mit der Abschlachtung der Bisons den Indianern ganz gezielt das wirtschaftliche und spirituelle Rückgrat gebrochen werden sollte, um die Landnahme durch weiße Siedler beschleunigen zu können. 
Doch zurück zu den Bisons und den Naturlandschaften des Westens: Die Anzahl der Bisons, die vor Beginn der Landnahme durch weiße Siedler in Amerikas Westen lebten, reicht je nach Literaturquelle von 30 bis 150 Millionen; realistisch dürften knapp 60 Millionen sein. Einzelne Herden waren so groß, dass zeitgenössische Autoren nicht die Zahl der Tiere angaben, sondern die Fläche, die die Herde einnahm. Ein Händler will 1839 eine Herde gesehen haben, die 1.350 Quadratmeilen bedeckte. Die Jagd für den Eigenbedarf, bei der  rote und später weiße Jäger sich versorgten, konnte diese mächtigen Bestände nicht ernsthaft beeinflussen. Erst der massenweise Abschuss durch Fell- und „Sonntagsjäger“ setzte den Beständen ernsthaft zu. So wurden allein im Jahr 1873 in den Waggons einer US-Bahngesellschaft 250.000 (!) Bisonhäute nach Osten transportiert.
Nachdem die großen geschlossenen Herden auf diese Weise vernichtet wurden, konzentrierte man sich auf die Reste – wo auch immer Ende der 1880er Jahre noch Bisons gesichtet wurden, stürzte sich eine Jagdgesellschaft darauf. So schreibt Mari Sandoz in „The Buffalo Hunters“:
„Im Frühling 1882 befanden sich über 5.000 Jäger und Häuter auf der nördlichen Prärie. Tausende und Abertausende von Büffeln wurden an den Enden ihrer Wanderwege unten in Wyoming und westwärts in den Ausläufern der Rocky Mountains getötet. Aber hauptsächlich konzentrierten sich die Jäger auf den großen Mittelteil der Herde. Sie versperrten den Büffeln die Wege zum Wasser auf ihrem jährlichen Frühjahrszug nach Kanada. Sie legten einen Kordon von Lagern an, der sich von der großen Biegung des Missouri bis weit nach Westen zur Idahogrenze dehnte und alle bekannten Passagen nach Norden (…) vollständig sperrte. (…). Dank der guten Rifles und ausgedehnt angelegter Präriefeuer entkamen nur wenige.“
Besonders widerwärtig aus heutiger Sicht waren die von den Eisenbahngesellschaften organisierten „Sonntagsjagden“, bei denen vom Zug aus die Tiere geschossen und anschließend nur ihre besonders wohlschmeckenden Zungen verwertet wurden. Die Kadaver ließ man auf der Prärie sinnlos verfaulen.
Zwar gab es ab diesem Zeitpunkt einzelne Bestrebungen, mittels Schonzeitregelungen der Ausrottung Einhalt zu gebieten – doch wurden sie meist nicht durchgesetzt, so daß auch die letzten größeren Herden dem Untergang geweiht waren. Eine einzige freilebende Herde konnte sich noch einige Zeit auf dem Gebiet des 1872 ausgewiesenen Yellowstone Nationalparks halten. Leider wurde aber in den Anfangsjahren die Überwachung der Schutzvorschriften mehr als freizügig gehandhabt, so dass auch nach der Parkgründung die Bisonjagd nahezu ungebremst weitergehen konnte. Ende des 19. Jahrhunderts gab es dort noch 200, zu Beginn strenger Schutzbestimmungen noch ganze 25 freilebende Bisons.
Damit könnte die Geschichte enden, doch 1905 gründete der Autor und Naturwissenschaftler Ernest Harold Baynes zusammen mit dem Direktor des New Yorker Zoos die „American Bison Society“. Ihr gelang es, den Trend umzukehren und mit der Einrichtung großer Schutzgebiete und Zuchtprogramme die Bisons zurückkehren zu lassen. Tom McHugh zog eine Bilanz der ersten 10 Jahre der American Bison Society:
„1915 konnten die Mitglieder der American Bison Society glücklich auf ihre Leistungen in den ersten 10 Jahren zurückschauen. Im Laufe dieser Dekade war es ihnen gelungen, die (…) Population der Bisons um mehr als 270 Prozent zu steigern. Büffel (…) streiften durch die Wichita-, Niobrara-, Wind Cave- und Custer-Reservate, und sogar die wilde Herde im Yellowstone Park, die einst nahezu am Ende gewesen war, weil die 22 überlebenden Tiere bedroht waren.”
Neuere Initiativen versuchen, die Bisons auf das oft ohnehin für Ackerbau und intensive Viehzucht ungeeignete ehemalige Prärieland zurückzuholen. Zudem wird mittlerweile eine große Zahl von Herden in Privatbesitz zu den verschiedensten Zwecken gehalten. Neben Hobbyhaltern gibt es auch große kommerzielle Bisonfarmen, die das begehrte Fleisch im großen Stil vermarkten.

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